Eine Einrichtung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg | Körperschaft des öffentlichen Rechts
Dr. Thomas Poppenborg, M.A.
Die Qualität der Ausbildung zur/zum ZFA wird von den betroffenen Auszubildenden im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen als eher schlecht bewertet. Dazu kommen Klagen über den betrieblichen Umgang miteinander. Dies mündet in einer erhöhten Bereitschaft, die Ausbildung vorzeitig zu beenden. Die vorliegende Arbeit hat sich dem Thema angenommen und will die Gründe, Zusammenhänge und Faktoren für die Unzufriedenheit der Auszubildenden herausfinden.
Es wurde ein Fragebogen entwickelt, der die Bereiche Ausbildungsgestaltung, Betriebsklima, Berufsschule und private Lebenssituation näher beleuchtet. Dazu wurden alle 187 Auszubildenden zum ZFA (erstes bis drittes Lehrjahr) an dem Berufskolleg Mönchengladbach befragt. Die Rücklaufquote betrug 83,4%.
Das Alter der Auszubildenden (M=22,4 Jahre), Geschlechterverteilung (98,1% Frauen), Ausbildungszufriedenheit (65,4% sind eher bis sehr zufrieden), die Zufriedenheit mit der Ausbildungsqualität (68,6% sind eher bis sehr zufrieden) sowie einige Parameter der Ausbildungsgestaltung (ausbildungsferne Tätigkeiten, Erklärung von Arbeitsvorgängen) entsprachen einer aktuellen Studie des DGB.250 Deutlich andere Ergebnisse ergaben sich bei der Frage nach dem Vorliegenden eines individuellen Behandlungsplanes (13,2%) oder der klaren Zuordnung eines ausgebildeten ZFA als ausbildende Fachkraft (51,4%). Der Grad der Über- und Unterforderung im Betrieb (51,6% beziehungsweise 27,3%) war über dreimal so hoch wie in bisherigen Studien und zeigt die fehlende individuelle Ausgewogenheit im Anforderungsprofil, das die Auszubildenden zu erfüllen haben. Darüber hinaus haben die Ergebnisse gezeigt, dass fast drei Viertel der befragen Auszubildenden den zeitlichen und stressbedingte Belastungsgrad öfters bis sehr oft als beeinträchtigend für ihr Privatleben empfinden.
Die Ausbildungsgestaltung und das Betriebsklima haben sich durch die Befragung als die vornehmlichen Faktoren für die Ausbildungszufriedenheit herausgestellt Dabei wirken sich gerade Aspekte wie individuelle Ausbildungspläne und klare personelle Zuordnungen (Ansprechpartner für die Auszubildenden) positiv auf die Ausbildungsqualität, dem praxisinternen Miteinander und nicht zuletzt auf die Ausbildungszufriedenheit aus.
Für die Beurteilung des Betriebsklimas sind vor allem das Miteinander mit anderen Mitarbeitern im Praxisteam, die Berücksichtigung persönlicher Belange und die vermittelten Wertschätzung sowie Rückmeldung zur Ausbildungsleistung wichtig. Bedeutend für die Zufriedenheit ist ebenfalls der Grad, inwieweit der gewählte Ausbildungsberuf dem Wunsch-/Traumberuf entspricht. Hier zeigten sich starke Zusammenhänge mit der Zufriedenheit mit Ausbildungsgestaltung, Betriebsklima und Ausbildung insgesamt.
Die Auszubildenden waren insgesamt mit der privaten Lebenssituation eher zufrieden. 85,2% fühlten sich von der Familie gut unterstützt. Dennoch beklagten sich 24,0% über belastende Situationen zuhause. Dazu kommt ein hoher Anteil an zeit- und stressbasierten Problemen, die aus der Ausbildung resultieren und Einfluss auf die private Lebenssituation nehmen. Wenn auch Faktoren wie Hobbies, Sport und Partnerschaft nicht direkt Einfluss auf die Ausbildungszufriedenheit nehmen, so erhöhen sie zumindest die Lebenszufriedenheit. Eine abmildernde Wirkung auf den Stress der Ausbildung kann somit nicht ausgeschlossen werden. Die Begeisterung für den Beruf des ZFA erhöht das Maß der Ausbildungszufriedenheit.
Die Zufriedenheit mit der Berufsschule steht in keinem Zusammenhang mit der Ausbildungszufriedenheit. Es konnte jedoch die Bedeutung der Schule für Auszubildende im Hinblick auf Probleme mit dem Betrieb bestätigt werden. Negativ beurteilt wurde die Frage nach dem vertiefenden Lernen im Betrieb, welches eher bis gar nicht stattfand (M=5,80). Dieser Aspekt kann als ein Faktor für die Optimierung der Zufriedenheit mit der Ausbildungsgestaltung und der Ausbildung insgesamt angesehen werden.
In keinen Zusammenhang scheinen die Größe der Praxis und das Verhältnis von ausgebildeten ZFA zu Auszubildenden zur Ausbildungszufriedenheit zu stehen. Um diese Frage jedoch abschließend zu beantworten, muss ein anderes Design gewählt werden, welches die Größe der Praxis objektiv messen kann. Dennoch kann aufgrund der Ergebnisse vermutet werden, dass wichtiger als das Zuordnungsverhältnis das Betriebsklima und die Gestaltung der Ausbildung sind.
Die vorliegende Arbeit zeigt auf, wie wichtig Kommunikation und gegenseitige Wertschätzung in der Ausbildung sind. Dabei helfen in zahnärztlichen Ausbildungspraxen die strikte Umsetzung organisatorischer Strukturen wie Ausbildungspläne, regelmäßige Gespräche und die Zuordnung von verantwortlichen Ausbildungshelfern. Hinsichtlich der Berufsschule muss die Zusammenarbeit insoweit intensiviert werden, dass endlich ein vertiefendes Lernen und die Verbesserung der Vermittlung theoretischer Ausbildungsinhalte Realität werden.
Den Ausbildern sei empfohlen, sich auch um die privaten Belange der Auszubildenden zu kümmern, um über den Weg der zeit- und stressbezogenen Entlastung die Zufriedenheit zu steigern. Ist doch nicht zuletzt die Zufriedenheit mit der Ausbildung in Zeiten drohenden Fachkräftemangels der Schlüssel für eine dauerhafte und vor allem auch emotionale Bindung der Auszubildenden an die Zahnarztpraxis über die Zeit der Ausbildung hinaus.
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250 Vgl. Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) 2012/2