Eine Einrichtung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg | Körperschaft des öffentlichen Rechts
Dr. Anke Bräuning, M. A.
Die Anforderungen an die zahnärztliche Fortbildung haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Neue Konzepte sind gefragt zur Vermittlung von aktuellem Wissen und handwerklichen Fertigkeiten, um für Patienten und Praxis up to date zu sein.
Das Ziel der Untersuchung war es zu evaluieren, welche Anforderungen an Fortbildung Zahnärzte und Zahnärztinnen in Zukunft stellen werden und welche Trends sich auftun.
Anhand eines Onlinefragebogens, der vier Themenkomplexe beinhaltete, nämlich Fragen zu Anforderungen an Fortbildung, Bedeutung des Punkteeerwerbs Zukunftstrends und Soziodemografie, wurden Zahnärzte aus ganz Deutschland befragt.
Bei der Online-Umfrage nahmen 157 Zahnärzte und 74 Zahnärztinnen teil. Drei Viertel waren per E-Mail zur Teilnahme eingeladen worden, andere auf andere Weise auf den Fragebogen aufmerksam geworden. 63 junge Zahnärzte und Zahnärztinnen bis 35 Jahre, 120 Zahnärzte im Alter von 35 bis 55 Jahren und 48 Zahnärzte, die 55 Jahre und älter waren, antworteten online.
Als „Assistent“ bezeichneten sich 16 Teilnehmer, 27 gehörten der Gruppe „angestellter Zahnarzt“ an. 99 selbstständige Zahnärzte in einer Einzelpraxis und 89 Selbstständige in einer Mehrbehandlerpraxis folgten der Einladung zur Umfrage.
Der Tätigkeitsschwerpunkt, den die Teilnehmer überwiegend nannten, ist Parodontologie. Implantologie und Prothetik sind klassische „Männerdomänen“, während Kinderzahnheilkunde und alternative Heilkunde eher den Zahnärztinnen zuzuschreiben ist.
Es zeigt sich, dass für die meisten Zahnärzte Fortbildung der Erwerb von aktuellem Wissen darstellt. Ebenso wichtig ist den Befragten die Erweiterung des Behandlungsspektrums. Nur wenige Teilnehmer sehen die Möglichkeit, mit Fortbildung, das Einkommen zu verbessern und die Notwendigkeit Punkte zu sammeln. Viele Assistenten und die angestellte Zahnärzte erhoffen sich durch Fortbildungsbesuche eine Verbesserung ihrer Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Die Assistenten freuen sich bei Fortbildungen auf alte Freunde, wogegen die Selbstständigen in Mehrbehandlerpraxen nicht die Gelegenheit anstreben, neue Leute kennen zu lernen.
In der Kategorie „Fortbildungsformate der Zukunft“ gab die Mehrheit der Teilnehmer an, einen Hands-On-Kurs „sehr gerne“ zu besuchen.
Assistenten und junge Zahnärzte buchen am liebsten eine Strukturierte Reihe oder ein Curriculum. Alle Assistenten setzen die Vortragsveranstaltung an erste Stelle gefolgt von Hands-On-Kurs und der Strukturierten Fortbildung. Ein großes Interesse wird in der Zukunft den Workshops mit praktischen Übungen zu Teil werden. Assistenten werden Vortragsveranstaltungen buchen und Hand-On-Kurse, während die Selbstständigen in einer Mehrbehandlerpraxis zu Qualitätszirkeln und Studiengruppen tendieren.
Für Internetveranstaltungen wie Lehrvideos oder interaktive Online-Fortbildungen werden sich in Zukunft nur knapp ein Drittel der Teilnehmer entscheiden.
Bei der Frage nach Wunschthemen zur Weiterbildung abseits des zahnärztlich-wissenschaftlichen Bereichs äußerte die Hälfte der Zahnärzte den Wunsch nach Themen zu Betriebswirtschaft und wirtschaftlicher Praxisführung. In den Bereichen Personalführung und Recht für Zahnmediziner stimmten mehrheitlich die Zahnärztinnen für eine Fortbildung aus einer anderen Disziplin als der eigenen. Die jungen Zahnärzte interessierten sich besonders für Abrechnung und Personalführung.
Auf das Umfeld wird bei Fortbildungen immer mehr Wert gelegt. Für die jungen Zahnärzte ist fast jeder Aspekt wichtig. Am bedeutendsten ist, dass Parkplätze vorhanden sind und es eine ausreichende Verpflegung in den Pausen gibt.
Den weiblichen Teilnehmern ist die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln wichtiger als den männlichen.
Die Hälfte der Onlineumfrageteilnehmer gab an, täglich zwischen 30 und 90 Minuten das Internet zu nutzen. Am häufigsten wurden Emails geschrieben.
Das Einkommen zu verbessern und die Notwendigkeit Punkte zu sammeln, wurden nicht als Anforderungen an Fortbildungen gestellt.
Wie bei Bergmann-Kraus et al. (2005) wurden Praxisnähe, Informationsgehalt und fachliche Kompetenz des Referenten bei der zahnärztlichen Fortbildung erwartet. Zusätzlich nannten einige Teilnehmer den Wunsch nach Effizienz.
Die Zukunft wird mit der Möglichkeit der Online-Fortbildungen einen „Information Superhighway for Dentistry“ bringen, auf dem sich alle Beteiligten immer schneller und flexibler bewegen können und der immer bessere und effizientere Formen der Fortbildung bereitstellt. Fortbildungsformate der Zukunft werden Hands-On-Kurse sein und Kurse in Kleingruppen, die im kollegialen Fachgespräch effizient ihr Wissen aktualisieren. Die Infrastruktur in der zahnärztlichen Fortbildung wird sich ständig umgestalten, es werden sich immer neue Aufgabengebiete und Angebote auftun und wir dürfen mit Spannung den Prozess dieser Entwicklung verfolgen.